Viele hundefreundliche Ferienhäuser an der Ostsee
Feb 18, 2016
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Crufts Dog Show: Licht und Schatten der ultimativen Hundeausstellung

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Alljährlich im März startet in Birmingham die Crufts, bekannt als größte Hundeausstellung der Welt. Die Ausstellung hatte von Beginn an einen großen, oft positiven Einfluss auf die Rassehundezucht. Doch es gab auch Skandale, die für gehörigen Wirbel sorgten.

Neben Wimbledon und Ascot gehört die Crufts zu den besucherstärksten Sport-Großereignissen Großbritanniens und hat einen festen Platz im Kalender vieler Hundefreunde. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anmeldezahlen leicht rückläufig sind. Im Jahr 2013 wurden 23.722 Hunde angemeldet, während es 2015 nur noch 21.427 waren. Ein Trend im Ausstellungswesen, der schon über einige Jahre anhält und auch in anderen Ländern zu beobachten ist. Für das aktuelle Jahr hoffen die Organisatoren, dass wieder rund 22.000 Hunde um den Best in Show-Titel konkurrieren, welcher dem schönsten Hund der Ausstellung verliehen wird. Bleibt abzuwarten, was die Statistiken letztendlich melden.

Den Riesenpokal für den schönsten Hund der Crufts kann am Ende der vier Ausstellungstage nur einer bekommen. Die Träume der meisten Aussteller sind deshalb viel bescheidener: Zur Crufts eine Klasse oder sogar eine Championanwartschaft (CC) zu gewinnen, ist angesichts der hohen Meldezahlen pro Rasse immer noch ein Privileg für jeden Hundebesitzer. Selbst ein Resultat in der Spitzengruppe wird oft bejubelt, auch wenn es nicht der begehrte oberste Platz auf dem Treppchen ist.

Aufgrund der strengen Einreisebestimmungen Großbritanniens war es für Aussteller aus dem Ausland jahrelang nahezu unmöglich, an der Crufts teilzunehmen. Inzwischen wurden die Bedingungen gelockert, sodass Aussteller aus anderen Nationen nicht mehr zum Zuschauen verdammt sind. Ein Wermutstrupfen bleibt trotzdem: Nur auf der VDH-Europasieger- und der Bundessieger-Ausstellung kann ein Hund aus deutschem Besitz sich für die Crufts qualifizieren. Starten dürfen ausschließlich die Gewinner folgender Titel:

  • VDH-Europasieger
  • Bundesjugendsieger
  • Bundessieger
  • VDH-Europajugendsieger

Dennoch gehörte die Gruppe der rund 300 deutschen Aussteller neben den Schweden, Franzosen und Italienern zu den zahlenmäßig stärksten unter den Ausländern. Das Gros der Teilnehmer stammt aber nach wie vor aus dem Mutterland der Crufts. Wesentlich mehr Teilnehmer würde die Ausstellung aber ohnehin kaum verkraften, denn überfüllte Ringe und ein endloses Richten wären gewiss nicht im Sinne des Erfinders.

Crufts – Magnet für Hundesportbegeisterte

Neben der eigentlichen Hundeausstellung nehmen Wettbewerbe in Agility, Flyball, Dog Dancing, Obdience und vielen anderen Hundesportarten einen immer größeren Raum im Veranstaltungsplan ein. Einer der Höhepunkte ist das Junior-Handling-Finale mit den Besten Juniorhandlern aller Teilnehmerländer. Für die Sportler mit ihren Hunden ist es ein erhebendes Gefühl, vor dem riesigen Publikum im großen Ehrenring ihr Können zu zeigen. Die ungewohnte Geräuschkulisse und die Anspannung sorgen dafür, dass nur die Nervenstärksten eine Chance auf den Sieg haben. Wer es hier auf das Siegertreppchen schafft, der dürfte auch auf vielen anderen Ausstellungen zu den Titel-Aspiranten zählen.

Was die Crufts mit Hundekuchen verbindet

Vor 125 Jahren veranstaltete Charles Cruft die erste Hundeausstellung dieser Art. Dahinter steckte die Idee, den Absatz seines Hundekuchens zu fördern. Doch er investierte viel Herzblut in „seine“ Ausstellung. Die Anmeldezahlen stiegen schnell. Durch den Einfluss von Charles Cruft wurden die Rassehunde insgesamt populärer. Man beschloss die ersten Rassestandards und Rassehundeklubs bildeten sich.

Nach dem Tod von Charles Cruft 1938 organisierte zunächst seine Witwe die Ausstellung, bis 1948 erstmals der Kennel Club die Schirmherrschaft übernahm. Das Ausstellungsgelände befand sich zunächst in London. Doch die Veranstaltung wurde im Laufe der Jahre ein so großer Erfolg, dass sie wiederholt in größere Messehallen umziehen musste. Außer in den Kriegsjahren fand die Crufts Dog Show seither jedes Jahr statt. Derzeit wird sie im National Exhibition Centre (NEC) von Birmingham abgehalten. Die Ausstellungshallen bieten nicht nur ausreichend Platz, sondern auch eine sehr gute Verkehrsanbindung.

Noch heute ist die Crufts eine gigantische Shoppingmall. Schon allein für die vielen Stände, an denen man Hübsches, Nützliches und Kurioses rund um den Hund kaufen kann, lohnt sich ein Besuch der Crufts Dogshow.

Die Schattenseiten der Crufts

2009 erlebte die prestigeträchtige Ausstellung einen herben Rückschlag. Die Rundfunk- und Fernsehgesellschaft BBC beendete nach vier Jahrzehnten die Zusammenarbeit mit der Crufts und berichtet seither nicht mehr über die Ausstellung. Damit fällt eine verlässliche Werbequelle weg. Schlimmer noch ist, dass allein dadurch der Veranstaltung jährlich eine sechsstellige Summe in der Kasse fehlt. Weitere Sponsoren zogen sich in der Folge zurück.

Was war passiert?

Ein Jahr zuvor strahlte die BBC den investigativen Dokumentarfilm „Pedigree Dogs Exposed“aus, der den deutschen Titel „Rassereine Krüppel – Hunde zu Tode gezüchtet“ trägt. Die Dokumentarfilmerin Jemima Harrison kritisiert in dem Film scharf, dass sowohl die übertrieben ausgelegten Rassestandards, als auch die Zuchtpraktiken und Prioritäten beim Richten der Hunde dazu führen, dass ganze Rassen krank sind. Hauptverantwortlich dafür wäre der Kennel Club, der Ausrichter der Crufts, der die negativen Folgen für die Gesundheit der Tiere bewusst in Kauf nimmt. Der Kennel Club ließ in seiner Reaktion jegliche Selbstkritik und Objektivität vermissen und beschwerte sich stattdessen über die unfaire Berichterstattung. Daraufhin zog sich die BBC zurück.

Zu den krassesten Beispielen im Film zählt der Crufts-Gewinner der Pekingesen von 2003. Auf dem Siegerfoto sitzt der Rüde auf einem Eisblock. Er musste gekühlt werden, da die Rasse aufgrund von Atemproblemen zum Überhitzen neigt. Diese Probleme werden durch das falsche Schönheitsideal der zu kurzen zu Nasen hervorgerufen. Der Hund war außerdem schon an seinem weichen Gaumen operiert worden, um wenigstens ein bisschen besser Luft zu bekommen. Nichtsdestotrotz gewann er die Crufts und hatte bis dato schon 18 Würfe gezeugt. Unglaublich für einen Rüden mit einer erblichen Fehlbildung.

Doch der Pekingesen-Champion ist kein Einzelfall. Deshalb war das Thema für den Kennel Club auch nicht nach kurzer Zeit vom Tisch. Es zog Kreise bis ins englische Unterhaus. Die Bevölkerung reagierte bestürzt auf die Entwicklungen in der Rassehundezucht. In der Folge ergriff der Kennel Club mehrere durchaus sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Zucht- und Ausstellungssituation. Die können aber nur greifen, wenn auch die Züchter bereit sind, sich sinnvollen Zuchtzielen zuzuwenden.

Die Rassestandards wurden überarbeitet und von Übertreibungen befreit. Die schädliche Inzestzucht ist seither verboten. Eine weitere Maßnahme war ab 2012 eine unabhängige tierärztliche Gesundheitskontrolle, der sich die Rassebesten der Crufts von 15 „verdächtigen“ Rassen unterziehen mussten. Damit wollte man gewährleisten, dass Hunde mit übertriebenen, gesundheitsschädlichen Merkmalen auf der Ausstellung nicht ausgezeichnet werden. Immerhin sechs Rassen fielen bei der Prüfung der Tierärzte durch: Englische Bulldogge, Clumber Spaniel, Mastiff, Pekingese, Mastino Napoletano und Basset Hound hatten auf der Crufts 2012 keinen Rassebesten, weil die Gewinner aufgrund ihrer Merkmale nicht würdig waren, ein BOB (Best of Breed) als Rassebeste zu erhalten.

Alle Züchter und Austeller sind gefordert, sich in der Genetik des Hundes weiterzubilden und gemeinsam an gesundheitsförderlichen Zuchtzielen zu arbeiten, um die Rassen gesund zu erhalten und zu fördern. Das schafft man nur durch faire Zusammenarbeit. Aber auch in dieser Hinsicht war die Crufts schon in den Negativschlagzeilen. Im letzten Jahr verbreitete sich die schockierende Nachricht, dass ein Irish Setter zur Crufts vergiftet worden ist. „Jagger“, so der Name des Dreijährigen aus Belgien, hatte sich zur Crufts einen zweiten Platz erkämpft. Offensichtlich war der Neid eines Konkurrenten so groß, dass er dem Rüden vergiftetes Rindfleisch gab. Jagger starb nur 26 Stunden nach der Ausstellung. Seine Besitzerin war fassungslos und erhob schwere Vorwürfe wegen der Ermordung ihres vierbeinigen Familienmitglieds. Ein unrühmlicher Höhepunkt unfairer Aktionen, von denen auch die ehrenwerte Crufts nicht verschont bleibt.

Viele Hundeverbände – nicht nur der englische Kennel Club – stehen an einem Scheideweg. Einen Rassehund zu besitzen, war früher etwas Besonderes. Jetzt gibt es schon Trends, Mischlinge oder „Designerrassen“ zu bevorzugen, weil sie vermeintlich gesünder sind. Eine traurige Entwicklung, die sich aber stoppen lässt. Hundeverbände sind dafür verantwortlich, gesundheitsförderliche Standards nicht nur zu schaffen, sondern auch durchzusetzen. Verpflichtende Gesundheitstests und genetische Tests vor dem Zuchteinsatz von Hunden sind dabei eine große Hilfe. Dabei allein darf es aber nicht bleiben. Züchterweiterbildung ist ein auch großes Thema. Ferner sind die Zuchtrichter gefordert, auf Ausstellungen die gesunden Hunde, ohne extreme Merkmale, zu fördern. Sie können generell durch faire Urteile dazu beitragen, dass Hundefreunde, die sich inzwischen von ihrem schönen Hobby schon abgewendet haben, wieder zurückkehren und sich zum Wohl der Rassen einbringen. An die Züchter kann man nur appellieren, zusammenzuarbeiten, ihre Zuchtziele kritisch zu überdenken und sich gegebenenfalls neu zu orientieren.

Bleibt zu wünschen, dass auf der nächsten Crufts schon die ersten positiven Resultate der neuen Zuchtziele zu sehen sind und von den Zuchtrichtern gewürdigt werden.

Weitere Informationen auf der Webseite der Ausstellung.
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© Video: Crufts via Youtube

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Allgemein · Veranstaltungen
Hundefreundliche Ferienwohnungen in Holland

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