Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Hassten sich aus Herzensgrund.
Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.
Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt, wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.
Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.
Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoss sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.
Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.
Und sie trägt sie kurz entschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.
Mensch mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit.
Wilhem Busch
Wilhelm Busch, der Autor von „Hund und Katze“
Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 in Wiedensahl geboren und starb am 9. Januar 1908 in Mechtshausen. Er zählte zu den wichtigsten humoristischen Dichter und Zeichnern Deutschlands und genießt noch heute große Popularität. Seine satirischen Bildgeschichten erfreuten sich im Volk großer Beliebtheit.
Es mag überraschen, dass Wilhelm Buch als ernster, verschlossener Mensch galt. Zeitlebens lebte er zurückgezogen. Obwohl er sich seinen Traum von einer Existenz als ernsthafter Maler nicht erfüllen konnte, gilt er heute als einer der Urväter des Comics. Gern nahm er Spießbürger und frömmelnde Mitbürger satirisch aufs Korn und prangerte deren Selbstzufriedenheit und oft eigenwillige Moralvorstellungen an. Manchmal blitzt die Enttäuschung über die nicht erfüllten Erwartungen an das eigene Leben in seinen Geschichten durch.
Wir verdanken Wilhelm Busch humorvolle Bildgeschichten wie „Max und Moritz“, „Die fromme Helene“, „Plisch und Plum“, „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“ und viele andere, die auch heute noch bekannt sind. Geflügelte Worte wie: „„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Wilhelm Busch wäre sicher erfreut gewesen, denn er sah seine Geschichten immer nur als Broterwerb und maß ihnen wenig Bedeutung zu.
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© Foto: Hund und Katze © Donna Kilday | Dreamstime.com